Reini Hochreiter im Interview: Ich möchte „meine Pferde“ mögen

35 Fragen an Reining-Trainer Reinhard Hochreiter – gestellt von interessierten Amateurreitern. Zusammen gekommen sind sie bei einem Gewinnspiel im Februar 2016. Wer mitspielen wollte, schickte eine Interview-Frage. Reinis Antworten geben Einblick in seinen Beruf als Trainer von Pferden und Reitern, seine Motivationen, Ziele, den Werdegang. Und in seine Beziehungen zu den unterschiedlichen Pferden.

 

Westernreiter Reinhard Hochreiter im Interview. Foto: Maria Appenzeller

Reini, warum sollte sich ein angehender Westernturnierreiter ausgerechnet für dich als Trainer entscheiden?

 

Meine Reitschüler sollen gut werden. Das ist mir wichtig. Wer bei mir Unterricht nimmt, hat meine hundertprozentige Aufmerksamkeit und meine Unterstützung – während der Reitstunde, im täglichen Training und am Turnier. Von mir trainierte Pferde sind einfach zu reiten. Ich nehme meine Vorbildfunktion als Trainer im Umgang mit dem Pferd im Training und im Sport ernst.

 

Welche zehn Tipps würdest du einem angehenden Turnierreiter geben?

 

Ich würde nicht zehn Tipps geben, sondern drei. Erstens: Reite für dich, zeige was du kannst – egal was die anderen machen. Zweitens: Knüpfe dein persönliches Ziel nicht an eine bestimmte Platzierung oder an einen Score. Setze dir kleine Ziele, die du mit diesem Ritt erreichen möchtest. Drittens: Sei auf keinem Fall verbissen. Habe Spaß im Training und auf dem Turnier.

 

Warum bist du Reining-Trainer? Warum nicht Pleasure, Trail, Horsemanship?

 

Es hat sich so ergeben. Alle Westernreiter, mit denen ich während meiner Anfänge zu tun hatte, ritten Reining. Und Reining machte mir von Beginn an Spaß. So ist es auch heute.

 

Mit welchem Alter hast du zu reiten angefangen?

 

Mit zwölf.

 

Wie bist du zum Westernreiten gekommen?

 

Da gab es diese Reitvorführung in einem Reitstall. Ich überredete meine Eltern, sich die Vorführung mit mir anzusehen. Einer der Reiter demonstrierte das Westernreiten. Der Cowboyhut rutsche ihm vom Kopf und das Pferd stieg auf den Hut. Ich merkte mir dieses Team. Später fragte ich den Kerl, ob er mir das Reiten beibringen würde und er half mir.

 

Wer reiten will, muss dies nicht unbedingt beruflich tun. Was hat dich dazu bewegt, ausgerechnet mit Pferden zu arbeiten?

 

Ganz einfach: Ich arbeite gerne mit Pferden.

 

Seit wann wusstest du, dass es dein Leben, deine Berufung ist? Trainer zu sein ist nicht leicht. Abgesehen von den Pferden sind schließlich auch noch die Besitzer da, die es zu erziehen gilt.

 

Über die Pferdebesitzer habe ich damals nicht nachgedacht. Dass ich mit Pferden arbeiten wollte, wusste ich bereits als Teenager. Ich wollte reiten, aber ich hatte nur meine Haflingerstute und kein Geld. Und ich wusste, dass mir ein einziges Pferd zu wenig ist.

Reining-Trainer Reinhard Hochreiter im Interview. Foto: Maria Appenzeller

Welche Ziele verfolgst du als Trainer?

 

Ich möchte auf meine Reitschüler stolz sein können. Darauf, wie sie sich präsentieren – sowohl am Turnier als auch beim fairen Umgang mit dem Pferd und untereinander. Mein Ziel als Pferdetrainer ist, dass meine Pferde einfach zu reiten sind, Spaß an der Arbeit haben, lange auf gutem Niveau in der Show laufen, gesund bleiben, zufrieden sind und im Rahmen ihrer Möglichkeiten die beste Leistung bringen.

 

Welche Ziele hast du noch vor Augen? Wo siehst du dich in zehn Jahren?

 

Ich möchte natürlich meine Motivation behalten. Ich will meine Vorbildfunktion weiterhin wahrnehmen. Auch in Zukunft möchte ich als fairer und engagierter Trainer gelten. Ich will erfolgreich im Sport sein. Aber nicht auf Biegen und Brechen.

 

Wie viel Freude hast du am Unterrichten? Wie viel beim Ausbilden der Pferde?

 

Beides macht mir großen Spaß. Es bereitet mir Genugtuung, wenn ich Fortschritte bei Schülern oder Trainingspferden bemerke.

 

Wie hältst du dich bei deiner täglichen Arbeit mit so unterschiedlichen Pferdetypen motiviert?

 

Dass die Pferde unterschiedlich sind, motiviert mich, denn das macht meine Arbeit interessant. Es ist eine Herausforderung, verschiedene Pferde an ein individuelles Ziel zu bringen.

 

Wie baust du zu Pferden eine so starke Verbindung auf, dass sie dir vertrauen?

 

Durch fairen, aber konsequenten Umgang. Die Dinge, die ich von ihnen verlange, sollen sie schaffen können. Dann bekommen sie kein Problem, sondern lernen, darauf zu vertrauen, dass ich ihnen keine unmöglichen Aufgaben stelle.

 

Pferde sind ja individuell verschieden – sowohl physisch als auch mental. Wonach beurteilst du ein Pferd, um zu wissen, wie du es trainieren musst und welches Niveau es ungefähr erlangen kann? Ob ein Pferd ein gutes Turnierpferd oder eventuell nur ein Freizeitpferd werden kann?

 

Wie ich ein Pferd trainieren muss, ist Gefühlssache und viel Erfahrung. Da verlasse ich mich auf die Intuition. Welches Niveau ein Pferd erlangen kann, hängt vom Körperbau, von der Einstellung des Pferdes zur Arbeit und von seinem Talent ab. Wobei ich sagen muss, dass es immer wieder Pferde gibt, die einen überraschen.

Reini Hochreiter beim Sliding Stopp mit Squalaw, einem Pferd ohne Papier, das ihn überrascht hat. Foto: Maria Appenzeller

Wie beschreibst du Beziehung und Bindung zu jedem deiner Trainingspferde?

 

Ich möchte „meine Pferde“ mögen. Ich versuche bei jedem Pferd eine Eigenschaft zu finden, die ich schätze. Das gelingt mir auch. So mag ich alle und dann macht mir das Arbeiten Freude. Gleichzeitig halte ich aber die nötige Distanz, um unvoreingenommen zu bleiben und fair zu sein.

 

Du arbeitest jeden Tag mit Menschen und Pferden. Wie motivierst du dich, um dich auf sämtliche Charaktere einzustellen und dabei scheinbar nie einen schlechten Tag zu haben? Ich trainiere schon so lange mit dir und habe dich noch nie lauter, ungeduldig oder unmotiviert erlebt.

 

Meine Arbeit macht mir Spaß und ich versuche für das Geld, das ich bekomme, eine gute Leistung zu bringen.

 

Dein Slogen „Keep training simple!“ spricht jedem Schüler direkt aus dem Herzen – das erhofft man sich von seinem Trainer! Aber auch eine verständliche und begreifbare Anleitung zum „Puzzlebauen“. Reini, was sind die wesentlichsten Puzzleteile, die es zusammenzufügen gilt, um aus sich und dem eigenen Pferd ein erfolgreiches Showteam zu machen?

 

Spaß am Training. Geduld mit sich selbst. Geduld mit dem Pferd. Realistische Ziele.

 

Welches Gefühl hast du, wenn du merkst, dass dich ein Pferd verstanden hat?

 

Das Pferd hat verstanden, wenn es auf eine Hilfe ohne zu zögern mit „ja“ antwortet. Und das Gefühl, das ich dabei habe: „Cool, Mission erfüllt!“

 

Welche Übungen kann ich vom Pferd aus betreiben, um dessen Rückenmuskulatur zu stärken und aufzubauen?

 

Sämtliche Übungen, die mit Versammlung und Nachgiebigkeit zu tun haben.

 

Du hast dein Hobby zum Beruf gemacht. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

 

Aufstehen, reiten, unterrichten, in der Mittagspause etwas Büroarbeit, reiten, Reitstunden geben. Zwischen neunzehn und einundzwanzig Uhr bin ich dann fertig. Am Wochenende halte ich oft Kurse oder bin auf einem Turnier. Ich versuche, mir jedes zweite Wochenende mindestens einen Tag freizuhalten, was im Sommer nicht gelingt. Im Winter schaffe ich sogar ein paar freie Wochenenden hintereinander.

 

Wenn du so viel reitest, tut dir da nicht irgendwann der Hintern weh?

 

Nein.

 

Was fasziniert dich daran, mit Arabern (eine einmalige Pferderasse) Reining zu reiten?

 

Anfangs hat es sich so ergeben. Dann stellte sich heraus, dass ich gut mit Arabern kann. Im Grunde ist mir die Rasse egal. Hauptsache, das Pferd ist gut.

Reining-Trainer Reinhard Hochreiter zeigt einen Sliding Stopp mit dem Vollblutaraber Baikal. Foto: Maria Appenzeller

Welches Manöver reitest du in der Reining am liebsten?

 

Das hängt vom Pferd ab. Am liebsten ist mir meistens jenes Manöver, das das Pferd am besten kann, auf dem ich gerade sitze.

 

Mit welchem Pferd hast du die meisten Titel gewonnen?

 

Die meisten Siege hatte ich bisher mit Epitome Onita. International am erfolgreichsten war ich mit Whiz A Jac Surprise.

 

Du hast bei verschiedenen Trainern gelernt. Nach welchen Kriterien hast du deine Trainer in den USA ausgesucht?

 

Ich habe mir Videos angesehen. Trainer, deren Arbeit mir gefallen hat, habe ich gefragt, ob ich bei ihnen arbeiten kann.

 

Welchen Trainer, welche Persönlichkeiten siehst du als Vorbild?

 

Andrea Fappani. Er ist ein großartiger Lehrer. Ich habe bei ihm einige Kurse besucht. Vom ersten bis zum letzten Kursteilnehmer war er bei jedem einzelnen Kurs gleich motiviert und engagiert. Das hat mich beeindruckt.

Vern Sapergia. Unglaublich mit welcher Ruhe er seine Pferde trainiert. Sein Wissen ist gigantisch.

 

Auch die allergrößten Trainer waren selbst einmal Schüler. Ihr Können haben sie sich hart erarbeiten müssen. Meist findet man verschiedene Einflüsse von Trainern und „Pferdeflüsterern“ in der eigenen Arbeit wider. Nun, welche Trainer, Pferdeflüsterer haben dich beeinflusst und motiviert?

 

Reinhard Mantler. Mein erster richtiger Reitlehrer.

Torsten Tiemann. Seine Jungpferde-Basics wende ich heute noch an.

Craig Schmersal und Mike Berg. Von ihnen lernte ich die Baby-Steps des Trainings-Business in den USA.

Christian Mantler. Er brachte mir bei, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er ermöglichte mir sehr viel.

Andrea Fappani. Seine Hingabe, sein Engagement und seinen Fokus bewundere ich unendlich.

Vern Sapergia. Er nimmt jedes Pferd wie es ist.

Mike McEntire, Cody Sapergia, Bernard Fonck. Das eine oder andere Trainingselement, habe ich mir von einem Kurs mitgenommen.

 

Wir unterhalten uns ja nicht nur über Pferde, sondern blödeln auch mal gerne. Von wem hast du gelernt, auf blöde Fragen coole Antwort zu geben?

 

Das liegt wohl an meiner Familie. Um nicht unterzugehen, musste ich schlagfertig sein. So haben wir es meistens lustig.

Westernreiter Reinhard Hochreiter im Interview. Foto: Maria Appenzeller

Würdest du noch einmal neu beginnen, wenn du die Chance hättest oder gewisse Dinge in deiner Laufbahn ändern?

 

Nein.

 

Würdest du für einen guten Zweck auch ein Dressurturnier starten? Mit Zylinder und allem was dazu gehört?

 

Ich bin in meinem Leben noch nie Dressur geritten. Aber man soll niemals nie sagen.

 

Welches Pferd von allen, die du jemals geritten hast, hat dir am meisten Freude bereitet?

 

Mein erstes eigenes, der Haflinger. Ich habe die Stute bekommen, als ich knapp dreizehn war.

 

Kommt es öfter vor, dass du zu einem deiner Reitschüler lieber sagen würdest: „Save the horse, ride a cowboy?“

 

Nein. Eigentlich nicht.

 

Wenn du so an deine Trainingspferde zurückdenkst – gab es da mal einen „hoffnungslosen Fall“, bei dem du dir gedacht hast: „Das gibt’s doch nicht!“ Ein Pferd, das sich immer wieder mit dir angelegt hat, gestiegen ist, gebuckelt und verweigert hat?

 

Ja. Es gab zwei. Der eine sagte bei allem was man wollte grundsätzlich zuerst einmal: „Nein!“ Das andere war ein braves Ausreitpferd, es hat nie gebuckelt, aber es war nicht besonders schlau. Hatte es an einem Tag endlich verstanden, worum es geht – am nächsten Tag war alles vergessen und wir fingen wieder bei null an. Nicht jedes Pferd ist für den Sport geeignet. Manche brauchen eine andere Aufgabe.

 

Gibt es auch einen Tag im Jahr an dem du nichts mit Pferden zu tun hast?

 

Natürlich. Aber nicht viele.

 

Wenn du dein absolut perfektes Reining-Pferd züchten möchtest – welche Stute würdest du mit welchem Hengst decken?

 

Im Moment wäre „die Mama“ natürlich Wimpys Little Chic, der Vater Walla Walla Whiz.

 

Wie hat dein erstes Pferd geheißen?

 

Georgy. Sie ist mittlerweile vierundzwanzig und manchmal gehe ich mit ihr ausreiten.

Westernreiter Reinhard Hochreiter im Interview. Foto: Maria Appenzeller
Reinhard Hochreiter ist Reining-Trainer. Er bietet Beritt, Kurse, Unterricht und die Vorstellung von Reining-Pferden auf Turnieren.
Reinhard Hochreiter stellt Reining-Pferde auf Turnieren vor. Reinhard Hochreiter coacht Reiter auf Turnieren.
Foto: CK Photographics
Reinhard Hochreiter bietet Beritt von Reining-Pferden.
Reinhard Hochreiter bietet Reining-Kurse und Reitunterricht für Reining-Reiter.